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Hünengräber und magische Kultstätten
Großsteingräber, im deutschen Sprachgebrauch oft als Hünengräber bezeichnet,
sind bis in unsere Tage mit vielen ungelösten Rätseln verbunden. Rätsel, die in früheren Zeiten den
Nährboden für allerlei Sagen und mystische Erzählungen lieferten. Kein Wunder, wurden diese Großsteingräber
doch aus gewaltigen, oftmals unbehauenen und tonnenschweren Findlingen errichtet. Eine Leistung und
Arbeit, die nach der Weisheit und Lebenserfahrung unserer Vorfahren, nur von wahren Hünen verrichtet
werden konnte.
Heute wissen wir etwas mehr, wenn auch noch sehr viele Einzelheiten völlig unbekannt sind und vermutlich
auch für immer im Dunkel zurückliegender Jahrtausende verschollen bleiben. In Deutschland gibt es noch
über 900 mehr oder weniger erhaltene Großsteingräber. Der größte Teil von Ihnen wurde in den weiter
nördlich liegenden Bundesländern zu finden. Doch auch im Gebiet der heutigen Niederlande, sowie in den
südlicheren Gebieten Skandinaviens wurden einst Großsteingräber errichtet. Allein die Zahl der im 19.
Jahrhundert zerstörten Großsteingräber dürfte die Anzahl der heute noch vorhandenen Megalithgräber beträchtlich
überstiegen haben. So wurden diese Megalithen ohne Bedenken für andere Bauvorhaben verwendet. Selbst
von Sprengungen wird berichtet, um das so gewonnene Material für den Wegebau zu nutzen.
Ein Großsteingrab, Hünengrab bzw. Urdolmen
bei Grassau im Landkreis Stendal.
Errichten wurden die Großsteingräber von ihren Erbauern in der jüngeren
Steinzeit, dem Neolithikum und somit in einem Zeitraum von vor etwa 5.500 bis 3.800 Jahren. Die Menschen
in dieser Zeit waren bereits sesshaft geworden und betrieben neben der Jagd auch Ackerbau und Viehzucht.
Die Töpfer unter ihnen verzierten die produzierten Gefäße und nach der Form dieser Keramik, wurde diese
Kulturepoche unter anderem auch als Trichterbecherkultur bezeichnet.
Diese Steine, welche für die Errichtung der Großsteingräber Verwendung fanden, werden auch als Findlinge
bezeichnet bzw. nach der Errichtung für kultische Zwecke als Megalithen oder Dolmen. Hierbei handelt
es sich um Ablagerungen und Überbleibsel der Eiszeit. An Gesteinsarten sind hier Granitgestein, Gneise
und weitere Gesteinsarten bekannt. Durch die sich von Nordeuropa, Mittel- und Südschweden vorschiebenen
Eismassen wurden diese Findlinge bis in unsere Gegend transportiert und der Fachmann spricht in diesem
Zusammenhang auch nicht ganz unbegründet vom Geschiebe.
Weiterhin gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass diese Großsteingräber nicht nur zur Bestattung
von Sippenmitgliedern dienten, sondern auch als magische Kultstätten verehrt wurden und als Versammlungsplätze
genutzt wurden. Möglicherweise sollten diese Anlangen auch die Macht und Stärke einer Sippe demonstrieren,
stellten sie doch oftmals weithin sichtbare Bauwerke dar. Darauf könnte auch hinweisen, dass Großsteingräber
in der Regel nicht auf dem höchsten Punkt einer Geländeerhebung errichtet wurden, sondern vermutlich
mehr in der Nähe von für in der damaligen Zeit wichtigen Handelsrouten.
Bei den Großsteingräbern gibt es je nach der Zeit der Errichtung, Form und Ausmaß verschiedene Unterscheidungen
und Einteilungen. Die ältesten bekannten Grabanlagen werden so auch als Urdolmen bezeichnet. Diese bestehen
in der Regel nur aus vier liegenden Trägersteinen und einem Deckstein. Als weitere Form sind erweiterte
Dolmen zu rechnen. Erweiterte Dolmen bestehen, wie es der Name bereits ausdrückt, aus durch Längsträger
erweiterten Großsteingräbern. Der Zugang zu diesen erweiterten Dolmen befindet sich an der Schmalseite.
In ihnen sieht man die Vorstufe für spätere Großdolmen. Großdolmen ist gemein, dass ihre Trägersteine
stets stehend verbaut wurden.
Weitere Unterscheidungsmerkmale bei der Einteilung von Großsteingräber nachfolgend. Sind die Großsteingräber
von stehenden Megalithen eingefasst, so werden diese auch als Hünenbetten bezeichnet. Hünenbetten gibt
es mit und auch ohne eigentliche Grabkammer. Weiterhin sind auf der breiteren Seite der Anlage mehr
oder wenige lange Eingänge vorhanden, so werden diese auch als Ganggräber bezeichnet. Die Ausmaße der
Grabanlagen reichen vom Urdolmen geringer Größe bis zu Großsteingräber von über 100 m Länge.
Als gesichert und durch die Auswertung von Ausgrabungen gestützt, kann auch die Erkenntnis hingenommen
werden, dass Großsteingräber über viele Generationen und über Jahrhunderte von verschiedenen Bevölkerungsgruppen
nacheinander benutzt wurden. Leider haben nur sehr wenige dieser Großsteingräber die Zeit seit ihrer
Errichtung unbeschadet überstanden.
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