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Die ersten Häuser in Palästina wurden vor etwa 11000
Jahren (9000 v. Chr.) von Menschen der Natuf-Kultur errichtet. Der Begriff Natuf-Kultur oder Natufien
bezieht sich auf die Funde aus der Schubka-Höhle im Wadi an Natuf am Westhang des Judäischen Gebirges.
Die Häuser der Natuf-Kultur waren Rundbauten, die auf Steinmauern standen.
Die meisten Häuser aus dem 7. Jahrtausend v. Chr. in der Türkei kennt man aus der um 6500 v. Chr. existierenden
stadtähnlichen Siedlung Catal Hüyük in Zentralanatolien, etwa 50 Kilometer östlich von Konya. In der
auf einem Hügel terrassenartig angelegten Siedlung wohnten etwa 3000 Menschen. Die Häuser hatten ein
selbsttragendes Gerüst aus zurechtgehauenen Holzbalken. Die Wände wurden aus in Holzformen gestrichenen
und an der Luft getrockneten Lehmziegeln errichtet. Äußerlich ähnelten diese Bauten den Pueblos der
Indianer im Südwesten der USA. Die Fußböden, Wände und Decken verputzte man in Catal Hüyük mit weißlichem
Ton. In manchen Fällen ließen sich bis zu hundert Schichten nachweisen, was auf eine regelmäßige Renovierung
hindeutet. Der Zugang zum Haus erfolgte über eine Öffnung im Flachdach, das man mit Hilfe einer Leiter
erreichte. Dies diente möglicherweise der besseren Verteidigung gegen Angreifer. Jeder Raum hatte nur
kleine Fenster, einen Herd und einen Backofen. An den Wänden entlang dienten plattform- und bankartige
Erhebungen aus Lehm, die in Ecken L-Form hatten. als Sitz- und Schlafgelegenheiten. Unter diesen Lehmsitz-
oder Schlafmöbeln begrub man die Toten der Familie, denen man so sehr nahe war. Zum Mobiliar gehörten
geflochtene Körbe, Matten und Teppiche.
Die ersten aus Lehmriegeln erbauten Häuser kennt man aus Mlaffa'at im Irak. Diese frühesten Lehmziegel
hat man um 9000 v. Chr. geformt und an der Luft getrocknet. Die Lehmziegel von Mlaffa'at sind etwa 2000
Jahre älter als diejenigen von Jericho.
Die ersten Häuser in Mitteleuropa wurden von Ackerbauern und Viehzüchtern der Linienbandkeramischen
Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) errichtet. Ihre Erbauer mußten häufig erst mit Hilfe von Feuer
und Querbeilen (Dechsel) den Eichemischwald roden, um freie Bauflächen zu gewinnen. Die Häuser der Linienbandkeramiker
waren meist bis zu 40 Meter lang - manchmal sogar noch mehr - und allgemein 5,50 bis 6,50 Meter breit
- in Extremfällen sogar 7,50 Meter. Ein linienbandkeramisches Haus bei Zatec (Saatz) in der Tschechoslowakei
erreichte zum Beispiel eine Länge von 41 Meter, ein anderes in Olszanica in Polen von 45 Metern. Die
Häuser hatten einen durch Trennwände voneinander geschiedenen Wohn- und Stallteil. Das tragende Gerüst
dieser großen Häuser schuf man aus Baumstämmen, die mit Querbeilen gefällt und bearbeitet wurden. Dieses
Gerüst bestand aus drei Reihen in bestimmten Abständen tief in den Boden eingegrabenen dicken Innenpfosten.
Auf ihnen lastete die mit Schilf oder Stroh gedeckte Dachkonstruktion. Die Außenwände wurden durch dünnere
Pfosten gebildet, deren Zwischenräume man mit Flechtwerk aus Ruten füllte. Das Flechtwerk und die Holzwände
wurden mit Lehm verputzt, der teilweise mit Kalk weiß getüncht worden ist. Den Lehm entnahm man in Nähe
der Baustelle aus dem Erdboden. Dabei entstanden große Gruben, die später zur Aufnahme von Abfall dienten.
Die ersten Häuser an Seeufern in Europa wurden von Angehörigen der Bocca-quadrata-Kultur (vor etwa 4800
bis 3800 v. Chr.) in Norditalien errichtet. Der Name dieser Kulturstufe bezieht sich auf bestimmte Tongefäße
dieser Kultur mit quadratischen Mündungen. Die Bocca-quadrata-Kultur war auch im Tessin (Schweiz) verbreitet,
wie Funde aus Bellinzona zeigen. Die Häuser an Seeufern wurden früher irrtümlich alle als im Wasser
stehende Pfahlbauten angesehen. Heute weiß man, daß nur bei einem Teil der Seeufersiedlungen die Fußböden
vom Grund abgehoben waren, um sie vor Überschwemmungen zu schützen.
Die ersten Häuser an Seeufern in der Schweiz sind von Bauern der in der Mittelschweiz heimischen Egolzwiler
Kultur (vor etwa 4500 bis 4000 v. Chr.) erbaut worden. Am namengebenden Fundort Egolzwil (Kanton Luzern)
stand eine Siedlung am ehemaligen Wauwiler See, der später austrocknete. Zu dieser Siedlung gehörten
etwa 8 Meter lange und 5 Meter breite rechteckige Häuser. Ihr Fußboden bestand aus dicken Rindenlagen.
die vor Bodenfeuchtigkeit schützten. In diesen Häusern gab es zahlreiche Feuerstellen.
Die ältesten Häuser an Seeufern in Deutschland kennt man aus der Zeit der Aichbühler Gruppe (vor etwa
4200 bis 4000 v. Chr.). Diese Kulturstufe ist nach dem Fundort Aichbühl am einstigen Ufer des ehedem
viel größeren Federsees bei Schussenried (Kreis Biberach) in Baden-Württemberg benannt. Zum Dorf Aichbühl
gehörten 23 Häuser, die durchschnittlich eine Länge von 8 Meter und eine Breite von 5 Meter aufwiesen.
Sie waren in zwei Reihen um einen Dorfplatz herum angeordnet. Der Eingang der Häuser lag auf der südöstlichen
Schmalseite. Für das Gerüst und den Fußboden jedes dieser Häuser mußten mindestens 150 Baumstämme gefällt
werden. Die Holzfußböden wurden mit Birkenrindenschichten belegt, die man mit Lehm verstrich. Jedes
Haus hatte einen kleineren vorderen und einen größeren hinteren Raum. Im kleineren davon gab es häufig
einen aus Lehm geformten kuppelartigen Backofen.
Die ersten Pfahlbauten aus Deutschland stammen aus der Zeit
der Hornstaader Gruppe (vor etwa 4100 bis 3900 v. Chr.). Sie ist nach dem Fundort Hornstaad-Hörnle bei
Gaienhofen (Kreis Konstanz) in Baden-Württemberg benannt. Diese Häuser am Ufer des Bodensees mit deutlich
vom Baugrund abgehobenen Fußböden waren bis zu 10 Meter lang, 3,50 Meter breit und am Giebel 6 Meter
hoch. Die mehrere Meter langen Stangen der Häuser wurden in querliegende Holzteile eingezapft, wodurch
ihr Einsinken in den Untergrund verhindert wurde. Der Fußboden lastete auf mehr als 1 Meter tief in
den Untergrund reichenden Eichenpfählen und bestand aus Eichenholzbrettem. Die Wände bestrich man mit
Lehm, die Fugen dichtete man teilweise mit Moos ab.
Hütten in der Urzeit
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