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Wíesbaden (archaeologie-news) - Die älteste Hütte kennt man aus der Zeit
des Frühmenschen Homo erectus vor mehr als 1,5 Millionen Jahren. Dabei handelt es sich um einen Steinwall
von etwa 3 Meter Durchmesser in der Olduvai-Schlucht in Tansania (Afrika). Er bildete die Basis einer
Reisighütte, die Wind und Regen abhielt.
Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch "Rekorde der Urzeit" des Wissenschaftsautors Ernst
Probst aus dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim. Nachfolgend eine Leseprobe aus diesem Taschenbuch:
Stichpunkte:
Die älteste Hütte Europas stand
vor etwa 600000 Jahren in Prezletice (Prag-Ost) in der Tschechoslowakei. Sie wurde von Frühmenschen
der Art Homo erectus auf einem Platz errichtet, der an drei Seiten durch steile Felsen und an einer
Seite teilweise durch ein Seeufer begrenzt gewesen ist. Von der Hütte zeugt ein ovaler Wall aus Steinen
und Lehm. Er war mindestens 30 Zentimeter hoch und 60 Zentimeter breit. Die Hütte hatte einen Durchmesser
von 3 mal 2 Meter und einen schmalen Eingang im Nordwesten.
Die ältesten Hütten in Frankreich wurden vor etwa 400000 Jahren von Frühmenschen auf dem Hügel Terra
Amata bei Nizza an der Cote d' Azur aufgestellt. Diese Hütten unmittelbar an der Meeresküste dienten
zu unterschiedlichen Zeiten Elefantenjägern als Unterkunft. Die Behausungen hatten einen ovalen Grundriß
von 6 mal 4 Meter bis 15 mal 8 Meter, der teilweise gepflastert war.
Die frühesten Hütten in Deutschland konnten bei Grabungen
in Bilzingsleben (Thüringen) nachgewiesen werden. Sie stammen aus der Zeit vor etwa 300000 Jahren und
wurden von Frühmenschen bewohnt. Von diesen Behausungen zeugen ovale und kreisförmige Grundrisse mit
3 bis 4 Meter Durchmesser aus ringförmig angehäuften großen Knochen und Steinen. Vor diesen Wohnbauten
gab es mehrere Feuerstellen.
Die ältesten Hütten Österreichs wurden in Langenlois unweit von Krems (Niederösterreich) nachgewiesen.
Dort stieß man bei Grabungen auf wannenförmige Vertiefungen, Pfostenlöcher mit Resten aufgestellter
Mammutstoßzähne sowie Spuren von Feuerstellen. Vermutlich hatten Jäger und Sammler aus dem Gravettien
(vor mehr als 21000 Jahren) emige kegelförmige oder längliche Hütten errichtet, bei denen Stoßzähne
und Knochen vom Mammut und Steine als Wandstützen verwendet wurden.
Die ersten Zelte wurden vermutlich von frühen Jetztmensehen in Europa vor mehr als 30000 Jahren errichtet.
Um ein Zelt (oder eine Hütte) könnte es sich bei der rundlichen Behausung in der Rentierhöhle von Arcy-sur-Cure
im Departement Yonne (Frankreich) handeln. Sie wird in das Chatelperronien (vor etwa 36000 bis 32000
Jahren) datiert, die nach einer Höhle nahe Chatelperron im Departement Allier (Frankreich) benannt ist.
Die Pfosten waren fest in den Boden eingegraben. Ähnlich alt soll ein - allerdings unsicher datiertes
- Zelt aus dem Aurignacien (vor etwa 35000 bis 29000 Jahren) vom Zoitzberg bei Gera in Thüringen (Deutschland)
sein, das sich hoch über dem Tal der Elster befand und eine gute Aussicht auf die Jagdtiere bot. Als
Baumaterial für Zelte dienten Holzstangen und Tierhäute.
Das einzige bekannte Zelt Deutschlands aus dem Gravettien (vor etwa 28000 bis 21000 Jahren) wurde auf
dem Linsenberg in Mainz (Rheinland-Pfalz) entdeckt. Dort fand man eine Art flacher Wanne aus festem
Lehm im Erdboden. Der davon sichtbare Rest war 1,80 Meter lang und 0,60 Meter breit. Dies dürfte der
Teil eines Grundrisses von einem Zelt gewesen sein.
Die meisten Zelte aus dem Magdalénien in Deutschland sind vor etwa 12000 Jahren in Gönnersdorf bei Neuwied
(Rheinland-Pfalz) errichtet worden. An diesem berühmten Fundort hat man bei Ausgrabungen insgesamt sieben
Zelte nachgewiesen. Die größten davon besaßen einen Grundriß von 6 bis 8 Meter, die kleinsten von 2,50
Meter. Das tragende Gerüst der größten Zelte bestand aus einem starken Mittelpfosten, der am oberen
Ende einige Astgabeln aufwies, sowie etwa einem Dutzend Außenpfosten mit jeweils einer Astgabel an der
Spitze. Zwischen dem Mittelpfosten und jedem der Außenpfosten legte man offensichtlich mehr als 3 Meter
lange Stäbe. Weitere Stäbe verbanden die einzelnen Außenpfosten miteinander. Damit die Stäbe nicht aus
den Astgabeln rutschten, band man sie mit Lederriemen fest. Für das Dach brauchte man etwa 40 Wildpferdhäute.
Diese wurden mit Pfriemen durchlocht. Durch die Löcher zog man wahrscheinlich Lederriemen und band so
die Häute zusammen. Es ist jedoch unsicher, ob die Behausungen von Gönnersdorf alle zur gleichen Zeit
existierten.
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