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Sofortmaßnahmen bei eventuellen Infektion
Trotzdem wurde die NN-Forschung glücklicherweise nicht aufgegeben, denn
sie weist nun auf Erfolg versprechende Fortschritte hin.
Nevirapin und Delavirdrin haben in Kombination mit anderen Medikamenten so gute Wirkungen gezeigt, dass
sie inzwischen zugelassen sind. Allerdings reichen selbst hochwirksame NN-Hemmstoffe alleine nicht aus,
um das Virus zu unterdrücken, denn über längere Zeit kann es mehrere Mutationen im Gen für die reverse
Transkriptase ansammeln, die das Virus dann doch resistent machen. Deswegen versucht man jetzt die NN-Hemmstoffe
mit anderen Anti-HIV-Wirkstoffen zu kombinieren. Man könnte beispielsweise zwei nukleosidische Hemmstoffe
und einen NN-Hemmstoff gegen das selbe Enzym einsetzen. Dies dürfte es dem Enzym schwer machen gegen
alle drei Hemmstoffe resistent zu werden.
Weiterhin könnte man versuchen zwei unterschiedliche Enzyme anzugreifen, diese Idee brachte den Durchbruch
für die Entwicklung der Proteasehemmer. Die ersten drei Proteasehemmer waren in ihrer chemischen Struktur
sehr Ähnlich, was sie weitgehend kreuzresistent machte. Dies hatte die Konsequenz, dass ein Patient,
der bereits mit einer dieser Substanzen behandelt worden war und dessen Viren dagegen resistent wurden
mit großer Wahrscheinlichkeit auch gegen die beiden anderen Hemmstoffe resistent war. Glücklicherweise
scheint die vierte Substanz, Viracept, aufgrund ihrer abweichenden Struktur kaum kreuzresistent zu sein,
so dass sie bei Patienten eingesetzt werden kann, die auf die ersten drei Proteasehemmer nicht mehr
gut reagieren.
Da Patienten, die es schaffen das Virus früh auf niedrigen Spiegel zu drücken, ein geringeres Erkrankungsrisiko
haben, versucht man die Kombinationstherapie zu finden, die das Virus lebenslang unter die Nachweisgrenze
bringen könnte. So wäre die HIV-Infektion zu einer zwar chronischen, aber behandelbaren Krankheit geworden,
ähnlich wie Diabetes.
Die Patienten müssen unter genauer zeitlicher Regelung bis zu 18 Tabletten am Tag nehmen, und es treten
auch noch beachtliche Nebenwirkungen auf. Deshalb ist das neue Ziel der Forscher Medikamente zu entwickeln,
die nur noch einmal täglich genommen werden müssen und deutlich weniger Nebenwirkungen
aufweisen.
Die Post-Expositions-Prophylaxe (PEP)
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass durch ein gerissenes
oder abgerutschtes Kondom die Gefahr einer HIV-Ansteckung besteht. In solchen Fällen kann man einer
eventuellen Infektion mit Sofortmaßnahmen vorbeugen.
Es ist bekannt, dass gezielte therapeutische Maßnahmen das Infektionsrisiko bei Unfällen im Medizinbereich
wie zum Beispiel Nadelstichverletzungen senken können. Es gibt heute die Möglichkeit, das gleiche Prinzip
auch bei sexueller HIV-Übertragung zu nutzen (PEP). Hierzu muss möglichst rasch (maximal
72 Stunden) nach einem eindeutigen Risikokontakt mit der Einnahme von Medikamenten begonnen werden,
die zur Behandlung von HIV und Aids eingesetzt werden. Dadurch hofft man, die Einnistung von HIV im
Körper noch verhindern zu können.
Allerdings sollte man auch die Schattenseite der Behandlungsmöglichkeiten beachten, denn man darf nicht
vergessen, dass diese teuren Therapien der großen Masse der Infizierten in den Entwicklungsländern nicht
zur Verfügung stehen werden. Deswegen werden diese Medikamente das globale Problem, nicht zuletzt auch
wegen des Re-Imports der Infektion aus den Entwicklungsländern in die Industrienationen, nicht lösen
können.
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In Stichpunkten: AIDS, über die Wirksamkeit von Medikamenten
bis zur Post-Expostions-Prophylaxe.
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