MERIDIANERLAND
Magazin & Portal
Wissenschaft und Menschheit

Die Novemberrevolution und Prinz Max

* Von Hermann Müller-Franken * 18.05.1876 - † 20.04.1931

 

Die Novemberrevolution - Seite 9

Der Großherzog von Hessen lehnte dankend ab. Wilhelms Schwager, Prinz Friedrich Karl von Hessen, war erst bereit, sagte aber dann ab, als ein angefordeter Extrazug schon bereit stand. Als am 8. November 1918 schon halb Deutschland von den Wogen der Revolution erfasst war, verweigerte Wilhelm die Abdankung immer noch. Er wollte an der Spitze des Heeres die Ordnung in der Heimat wiederherstellen. Aber da versagten die Truppen den Dienst. Zum Mord von Vater und Mutter ließen sie sich von Wilhelm II. nicht mehr kommandieren. Das hatte ihnen der Kaiser einst im Frieden zugemutet, und sie hatten schweigen müssen. Eine bis dahin für zuverlässig gehaltene Frontdivision, die auf Befehl des Kaisers den Rücken des Großen Hauptquartiers gegen die Aufständischen von Köln bis Aachen decken sollte, kündigte den Offizieren den Gehorsam und setzte sich gegen deren ausdrücklichen Befehl nach der Heimat zu in Bewegung. Nun erst ging Wilhelm II. über die Grenze nach Holland.

Sein Verhalten hat vom 29. Oktober ab einer radikalen Lösung geradezu den Weg gewiesen. Die "Zentrale für Heimatdienst" brauchte sich nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, ob wir Deutsche Anlass haben, "republikanischer zu sein als der Republikaner Wilson". Das Auswärtige Amt konnte die Versuche einstellen, darüber zur völligen Klarheit zu kommen, ob Wilson neben gewissen Sicherungen auch die Abdankung des Kaisers verlangt hatte.

Die Revolution war unvermeidbar geworden. Prinz Max sah das jetzt ein. Er erzählt in seinen Erinnerungen, wie er am 20. Oktober nach der Drohung mit seiner Demission zu dem Generaladjutanten von Plessen gesagt habe: "Wenn ich gehe, dann fällt das Kabinett auseinander, und dann kommt die Revolution." Die Revolution war aber schon da. Ehe Prinz Max von Baden zurücktrat, hatte sie in Kiel bereits begonnen.

Soviel zur Einleitung dieses Buches, das keine Geschichte der deutschen Revolution von 1918 werden, sondern für den späteren Geschichtsforscher eine Quelle sein soll. Ich will mich bemühen, den Ideen- und Stimmungsgehalt jener schweren Zeit so objektiv festzuhalten, wie das einer kann, dem es vergönnt war, den gewaltigen Umsturz des deutschen Verfassungsleben nicht nur aus nächster Nähe zu beobachten, sondern auch an dem werdenden Neuen ordnend mitzuwirken.

 


Hinweis:

Das war das erste Kapitel "Die Ursachen der Revolution" aus dem Buch "Die Novemberrevolution" von Hermann Müller-Franken, erschienen im Verlag - Der Bücherkreis GmbH, Berlin - im Jahre 1928. Es folgen noch 17 weitere Kapitel, wie an Hand des nachfolgenden Inhaltsverzeichnisses ersichtlich.

Dem geschichtlich interessierten Leser können wir nur empfehlen, ein wenig nach Titel und Autor zu suchen, da es noch einige Antiquariate gibt, welche dieses Buch vorrätig halten.


Die Novemberrevolution

I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
Die Ursachen der Revolution
Meine Reise nach Hamburg
Der 9. November in Berlin
Der 10. November
Der Rat der Volksbeauftragten
Der Vollzugsrat der Sozialistischen Deutschen Republik
Der Kampf um die Macht
Der 6. Dezember 1918
Die Konferenz der Ministerpräsidenten und die deutsche Außenpolitik
Um das Heer der Republik
Um die Sozialisierung
Der erste Rätekongreß
Der Kampf um Schloß und Marstall
Die erste Regierungskrise der Republik
Aus der Zentralratzeit
Der Januaraufstand 1919
Die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
Die neue Gesetzlichkeit

Der Bücherkreis GmbH, Berlin - 1928

 


Seite 9 - Die Novemberrevolution * Kapitel I - Die Ursachen der Revolution

Seite 7 Seite 8 « zurück
 

   
 

Seite: 1 • 2 • 3 • 4 • 5 • 6 • 7 • 8 • 9

 
 

Copyright © Alle Rechte vorbehalten - Verlag Horst Müller - Stendal - 2006

 

» Impressum | Datenschutz