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Die Novemberrevolution - Seite 9
Der Großherzog von Hessen lehnte dankend ab. Wilhelms Schwager, Prinz
Friedrich Karl von Hessen, war erst bereit, sagte aber dann ab, als ein angefordeter Extrazug schon
bereit stand. Als am 8. November 1918 schon halb Deutschland von den Wogen der Revolution erfasst war,
verweigerte Wilhelm die Abdankung immer noch. Er wollte an der Spitze des Heeres die Ordnung in der
Heimat wiederherstellen. Aber da versagten die Truppen den Dienst. Zum Mord von Vater und Mutter ließen
sie sich von Wilhelm II. nicht mehr kommandieren. Das hatte ihnen der Kaiser einst im Frieden zugemutet,
und sie hatten schweigen müssen. Eine bis dahin für zuverlässig gehaltene Frontdivision, die auf Befehl
des Kaisers den Rücken des Großen Hauptquartiers gegen die Aufständischen von Köln bis Aachen decken
sollte, kündigte den Offizieren den Gehorsam und setzte sich gegen deren ausdrücklichen Befehl nach
der Heimat zu in Bewegung. Nun erst ging Wilhelm II. über die Grenze nach Holland.
Sein Verhalten hat vom 29. Oktober ab einer radikalen Lösung geradezu den Weg gewiesen. Die "Zentrale
für Heimatdienst" brauchte sich nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, ob wir Deutsche Anlass
haben, "republikanischer zu sein als der Republikaner Wilson". Das Auswärtige Amt konnte die
Versuche einstellen, darüber zur völligen Klarheit zu kommen, ob Wilson neben gewissen Sicherungen auch
die Abdankung des Kaisers verlangt hatte.
Die Revolution war unvermeidbar geworden. Prinz Max sah das jetzt ein. Er erzählt in seinen Erinnerungen,
wie er am 20. Oktober nach der Drohung mit seiner Demission zu dem Generaladjutanten von Plessen gesagt
habe: "Wenn ich gehe, dann fällt das Kabinett auseinander, und dann kommt die Revolution."
Die Revolution war aber schon da. Ehe Prinz Max von Baden zurücktrat, hatte sie in Kiel bereits begonnen.
Soviel zur Einleitung dieses Buches, das keine Geschichte der deutschen Revolution von 1918 werden,
sondern für den späteren Geschichtsforscher eine Quelle sein soll. Ich will mich bemühen, den Ideen-
und Stimmungsgehalt jener schweren Zeit so objektiv festzuhalten, wie das einer kann, dem es vergönnt
war, den gewaltigen Umsturz des deutschen Verfassungsleben nicht nur aus nächster Nähe zu beobachten,
sondern auch an dem werdenden Neuen ordnend mitzuwirken.
Hinweis:
Das war das erste Kapitel "Die Ursachen der Revolution" aus
dem Buch "Die Novemberrevolution" von Hermann Müller-Franken, erschienen im Verlag - Der Bücherkreis
GmbH, Berlin - im Jahre 1928. Es folgen noch 17 weitere Kapitel, wie an Hand des nachfolgenden Inhaltsverzeichnisses
ersichtlich.
Dem geschichtlich interessierten Leser können wir nur empfehlen, ein wenig nach Titel und Autor zu suchen,
da es noch einige Antiquariate gibt, welche dieses Buch vorrätig halten.
Die Novemberrevolution
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII. |
Die Ursachen
der Revolution
Meine Reise nach Hamburg
Der 9. November in Berlin
Der 10. November
Der Rat der Volksbeauftragten
Der Vollzugsrat der Sozialistischen Deutschen Republik
Der Kampf um die Macht
Der 6. Dezember 1918
Die Konferenz der Ministerpräsidenten und die deutsche Außenpolitik
Um das Heer der Republik
Um die Sozialisierung
Der erste Rätekongreß
Der Kampf um Schloß und Marstall
Die erste Regierungskrise der Republik
Aus der Zentralratzeit
Der Januaraufstand 1919
Die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
Die neue Gesetzlichkeit |
Der Bücherkreis GmbH, Berlin - 1928
Seite 9 - Die Novemberrevolution * Kapitel I - Die Ursachen der Revolution
Seite 7
Seite 8
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