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Die Novemberrevolution

* Von Hermann Müller-Franken * 18.05.1876 - † 20.04.1931

 

Die Novemberrevolution in der deutschen Geschichte

Vorwort 2006/2014:

Wenn hier teilweise das literarische Werk "Die Novemberrevolution" von Herrmann Müller-Franken veröffentlicht wird, so geschieht dies vorrangig aus dem Grund, um den geschichtlich interessierten Leser die Ereignisse jener Zeit aus der Sichtweise eines damaligen Politikers zu vermitteln. Diese Veröffentlichung soll kein Spiegelbild einer eigenen Sichtweise betreffend des damaligen Zeitgeschehens ergeben.

Horst Müller


Die Novemberrevolution

I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
Die Ursachen der Revolution
Meine Reise nach Hamburg
Der 9. November in Berlin
Der 10. November
Der Rat der Volksbeauftragten
Der Vollzugsrat der Sozialistischen Deutschen Republik
Der Kampf um die Macht
Der 6. Dezember 1918
Die Konferenz der Ministerpräsidenten und die deutsche Außenpolitik
Um das Heer der Republik
Um die Sozialisierung
Der erste Rätekongreß
Der Kampf um Schloß und Marstall
Die erste Regierungskrise der Republik
Aus der Zentralratzeit
Der Januaraufstand 1919
Die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
Die neue Gesetzlichkeit

Der Bücherkreis GmbH, Berlin - 1928


Die Ursachen der Revolution

Wer sich an die Novembertage des Jahres 1918 gerne erinnert, wird die Frage, ob wir überhaupt eine Revolution hatten, gefühlsmäßig ohne weiteres bejahen. Es gibt aber auch heute noch mit den Ergebnissen der Revolution unzufriedene Republikaner, die behaupten, dass sich in Deutschland gegen die Vorkriegszeit fast gar nichts geändert habe, dass wir sozusagen eine Monarchie mit einem republikanischen Vorzeichen hätten. Ich bin der letzte, der verkennt, wie viel noch zu tun ist, bis alle Einrichtungen der deutschen Republik von wahrhaft republikanischen Geist erfüllt sein werden, bis sich eine wirkliche demokratische Tradition in Deutschland entwickelt haben wird. Aber wir wollen über den Mängeln der Republik von heute nicht vergessen, was eigentlich vor dem Kriege war.

Vor dem Kriege waren die Träger der europäischen Reaktion der absolutistische Zarismus, der durch Schlamperei gemilderte Absolutismus der Habsburger und der den Volkswillen verachtende, sich auf die preußischen Bajonette stützende Halbabsolutismus Wilhelms II. Fest schien von den Trägern nur das wilhelminische Reich zu stehen, das sich auf die vollkommenste Militärmaschine der Welt stützte. Dieser preußisch-deutsche Militarismus kapitulierte am 9. November 1918 vor dem Volke. Das war das Ende des Obrigkeitsstaats. Das Volk nahm nun sein Schicksal selbst in die Hand. Verdient dieser Systemwechsel nicht den Namen einer Revolution?

Andererseits gibt es gute friedliebende Demokraten in Deutschland, die behaupten, daß eine Revolution eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen sei. Denn die Verfassungsänderung, die den parlamentarischen Staat in Deutschland begründen sollte, habe der Reichstag bereits vom 2. bis 26. Oktober 1918 beschlossen, und Wilhelm II. habe darunter am 28. Oktober 1918 seine Unterschrift gesetzt. Dass das unter dem Drucke nicht missverständlicher Äußerungen Wilsons so geschehen war, ist an sich richtig. Der Parlamentarismus ist in Deutschland nicht erst durch die Verfassung von Weimar eingeführt worden. Aber ebenso richtig ist, daß diese Reform im November 1918 dem deutschen Volke nicht mehr genügte.


 


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